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Pressemitteilung-Detail

FH Gebäude
07.06.2023

Forschung und Praxis zum Schutz des Bodens

Ackerbodentagung auf dem Versuchsgut der FH Südwestfalen

Soest. Der Ackerboden ist Boden des Jahres 2023 und das wurde gefeiert – mit einem Fest für den Boden auf dem Versuchsgut der Fachhochschule Südwestfalen in Welver-Merklingsen. Zur Ackerbodentagung hatten die Bodenkundler des Fachbereichs Agrarwirtschaft um Prof. Dr. Thomas Weyer Wissenschaftler*innen aus ganz Deutschland und den benachbarten EU-Ländern geladen. Für Dr. Martin Berges, Staatssekretär des NRW-Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, eine willkommene Gelegenheit, die Bedeutung des Bodens als wertvolle Lebensgrundlage für Mensch und Tier hervorzuheben.

„Böden sind das Kapital aller landwirtschaftlichen Betriebe“, stellte der Staatssekretär zur Begrüßung heraus. Allerdings seien Böden nicht statisch, sondern ein lebendes System. Bodenbewirtschaftung, Flächenversiegelung durch Bebauung und nicht zuletzt die Auswirkungen des Klimawandels würden gleich mehrfach in das empfindliche System eingreifen. Es gelte – flankiert von politischen Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene zu Themen wie Erosionsschutz oder Flächenverbrauch – die Bodenqualität durch kluge ackerbauliche Maßnahmen und gute Kulturführung unter Einbezug klimabedingter Faktoren zu erhalten und zu schützen. Dazu seien vor allem ein hohes Maß an pflanzenbaulichen Kenntnissen und der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis erforderlich.

„55 Hektar Landwirtschaftsfläche werden pro Tag zu Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewidmet“, mahnte Dr. Gerd Milbert als Sprecher des Kuratoriums „Boden des Jahres“. Dieser Umstand mache deutlich, wie schlecht es um den Schutzstatus der Böden bestellt sei. „Wir müssen damit aufhören, Böden mit höher Ertragssicherheit gedankenlos zu verbrauchen!“

Dass Böden nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit leisten, machte Prof. Dr. Thomas Weyer, Professor für Bodenkunde, Bodenschutz und Pflanzenernährung an der FH und Initiator der Tagung, deutlich. Demnach bieten Böden Lebensraum für bis zu 15 Tonnen Bodenlebewesen pro Hektar, nehmen Regenwasser auf und regeln den Grundwasserspiegel, Stoffflüsse und mehr. Der ausgewählte Ackerboden in der Soester Börde ist vom Bodentyp der so genannten Pseudogley-Parabraunerde mit hohen Schluffanteilen. Im bundesweiten Vergleich bringt dieser Typ selbst in regenarmen Perioden Spitzenerträge hervor. Stellvertretend für alle Ackerböden in Deutschland steht der Boden am Versuchsgut der FH in diesem Jahr als Modell im Zentrum Kampagne. Die Aufgabe von Politik, Landwirtschaft und Verbraucherschaft sei es, so Prof. Weyer, sich der Funktion des Bodens als überlebenswichtige Ressource bewusst zu werden und schädigenden Einflüssen wie Erosion, Bodenverdichtung, Bodenversauerung, Nährstoffüberhänge, Flächenverbrauch und Versiegelung als Herausforderung zu begegnen. Dazu zähle auch, Ansätze der Energiewende in Bezug auf Photovoltaik auf freier, wertvoller Fläche zu überdenken. Wie Bodenschutzmaßnamen, beispielsweise die pfluglose Bewirtschaftung oder intelligente Kalkungs-, Humus- oder Pflanzenernährungskonzepte, konkret aussehen können, hörten die Gäste der Ackerbodentagung in zahlreichen Vorträgen zu verschiedenen Schwerpunkten. Raum zum Austausch boten Fachgespräche im Rahmen von Workshops, Diskussionsrunden oder während der Feldsafari mit dem Planwagenmobil zu den „big eight“ rund um das Versuchsgut. Wer sich selbst ein Bild über den Zustand des Bördebodens machen möchte, am Freitag, 16. Juni, bieten die Bodenkundler eine weitere „Bodensafari“ rund um das Versuchsgut der FH in Welver-Merklingsen an. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist aber unbedingt erforderlich bis zum 12. Juni über das Online-Formular auf der Website unter https://www.fh-swf.de/cms/bodensafari/.