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Pressemitteilung-Detail

FH Gebäude
22.06.2025

Kooperation von Handwerk und Hochschule

Fachhochschule Südwestfalen, Kreishandwerkerschaften und Fachverbände diskutieren Möglichkeiten zum Ausbau der Zusammenarbeit

Soest/Iserlohn. Junge Menschen, die sich nach dem Schulabschluss für einen akademischen Weg oder für eine berufliche Ausbildung entscheiden, werden leider immer weniger. Dies hat in den vergangenen Jahren einen regelrechten Wettbewerb in der Akquise von Studieninteressierten bzw. Auszubildenden zwischen Hochschulen und Handwerksbetrieben gefördert. Mit Studienmodellen in Teilzeit, dualen Studiengängen oder berufsbegleitenden Verbundstudiengängen bietet die Fachhochschule Südwestfalen bereits Möglichkeiten, Praxisanteile, Ausbildung oder Beruf und Studium zu kombinieren. Bislang lag der Fokus auf der Zusammenarbeit mit Industrie und Wirtschaft. Erstmals tauschte sich die Fachhochschule Südwestfalen mit Kreishandwerkerschaften und Fachverbänden des Handwerks darüber aus, berufsakademische Kooperationen mit dem Handwerk zu entwickeln und gemeinsam für Nachwuchskräfte zu werben.

„Der Fachkräftemangel ist für die regionale Wirtschaft zu einer Herausforderung geworden“, machte Dr. Ulrich Müller, Kanzler der FH Südwestfalen zum Auftakt deutlich. Neben demografischen Veränderungen führten auch die stetig steigenden qualitativen Anforderungen dazu, dass sich immer weniger Studierende und Auszubildende für technische Berufe entscheiden. Drohende Schließungen vor allem kleinerer Betriebe aufgrund eines Mangels an Nachwuchskräften treibt auch die Vertreter*innen von Kreishandwerkerschaften, Innungen und Fachverbänden um. „Ich bin fest davon überzeugt, dass sich Handwerk mit dem Thema akademische Bildung auseinandersetzen muss, weil sich auch die Unternehmen in der nächsten Zeit verändern werden“, betonte Ludger Blickmann, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Recklinghausen, die Notwendigkeit, Ausbildung und Studium künftig stärker zusammenzudenken.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat bereits in 2010 mit der Berufsbildungshochschulzugangsverordnung die Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Berufstätige erheblich verbessert. Demnach ist es auch ohne formale Hochschulreife wie die Fachhochschulreife oder das Abitur möglich, ein Studium aufzunehmen. Durch berufliche Qualifikation können Studieninteressierte die Voraussetzung für den Hochschulzugang erfüllen. Mit einer Berufsausbildung und danach erfolgter mindestens dreijähriger Berufspraxis kann eine Zulassung zu fachlich passenden Studiengängen erfolgen. Weicht der Wunschstudiengang fachlich zu stark von der beruflichen Qualifikation ab, ist der Hochschulzugang über eine Zugangsprüfung oder ein Probestudium möglich. Mit einer beruflichen Aufstiegsfortbildung, zum Beispiel dem Meisterbrief im Handwerk, ist die Zulassung in allen Bachelorstudiengängen möglich.

Der Wissens- und Technologietransfer ist eine wichtige Säule für die Fachhochschule Südwestfalen. Der Austausch bringt innovative Erkenntnisse in die praktische Anwendung und leistet damit einen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit und zur Lösung von gesellschaftlich relevanten Herausforderungen. Der Transfer wird in Form von Forschungs- und Entwicklungsprojekten oder Abschlussarbeiten in Kooperation von Hochschule und Unternehmen aus Industrie und Wirtschaft bereits intensiv umgesetzt. Auch für die Vielfalt in Lehre und Studium sind Studierende mit Praxiserfahrung aus dem Handwerk, die bisher noch einen kleinen Teil der insgesamt 10.479 Studierenden ausmachen, wertvoll. „Ich freue mich immer sehr über beruflich Qualifizierte in meinen Vorlesungen. Sie haben einen ganz anderen Blick auf die Disziplin und verstehen die praktischen Anteile schnell“, so Prof. Dr. Bianca Will, Professorin für Hochfrequenztechnik und Elektronik und Prorektorin für Studium und Lehre.

Fachlich sind beruflich Qualifizierte fit, Potenziale sahen die Diskussionsteilnehmer*innen in der Erweiterung von Kompetenzen der Betriebswirtschaft und der Unternehmensführung. Hier kann die Fachhochschule Südwestfalen mit bereits bestehenden Studienoptionen konstruktive Angebote machen. Mit Blick auf die weitere Zusammenarbeit einigte man sich darauf, künftig stärker gemeinsam um Nachwuchskräfte zu werben, das bestehende Studienangebot der FH auf zielführende Querschnittsthemen und die Konditionen zu prüfen sowie die Kommunikation weiter zu intensivieren. Der Austausch zwischen der Fachhochschule Südwestfalen und dem regionalen Handwerk wird auf jeden Fall fortgesetzt.
 

(v.l.)
Prof. Dr. Jens Bechthold, Fachhochschule Südwestfalen
Andreas Wolenin, Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen, Verwaltungsleiter/Innungsbeauftragter
Thomas Hölmer, Fachverband Elektro- und Informationstechnische Handwerke Nordrhein-Westfalen, Vorsitzender Berufsbildungsausschuss
Thorsten Schmitz, Fachinnung für Elektrotechnik Aachen, Vorstand
Harald Görnig, Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, Hauptgeschäftsführer
Christian Heil, Fachverband Elektro- und Informationstechnische Handwerke Nordrhein-Westfalen, Hauptgeschäftsführer
Assessor Johannes Motz, Kreishandwerkerschaft Ruhr, Geschäftsführer
Meinolf Linke, Kreishandwerkerschaft Hochsauerland, Berufsausbildung/Tarife
Bernd Elter, Fachverband Elektro- und Informationstechnische Handwerke Nordrhein-Westfalen, Vizepräsident
Prof. Dr. Bianca Will, Fachhochschule Südwestfalen
Jens Rodermund, Kreishandwerkerschaft Märkischer Kreis, Geschäftsführer
Ludger Blickmann, Kreishandwerkerschaft Recklinghausen, Hauptgeschäftsführer
Dr. Ulrich Müller, Kanzler Fachhochschule Südwestfalen