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FH-Storys

Impressionen aus Toronto

Karrieresprungbrett, kaltes Wasser und wichtige Kontakte

Medizintechnikstudent Andreas Holl schafft es zum jährlichen Meeting der International Society of Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM) in Kanada

Wer hoch hinaus will, schafft das meistens nicht in einem Schritt, sondern mit vielen Zwischenschritten. Wer als Medizintechniker im Bereich der Magnetresonanz hoch hinaus will, kam in diesem Sommer um einen Zwischenschritt nach Toronto kaum herum. Dort fand das jährliche Meeting der International Society of Magnetic Resonance in Medicine statt. Die ganz große Bühne fürs Fachpublikum. Andreas Holl, Medizintechnikstudent am Standort Lüdenscheid, hat sie sich erobert.

Zeitdruck als Motivation

Es war knapp. Sehr knapp. Man stelle sich vor, Prof. Dr. Jens Gröbner, Medizintechnikprofessor am Standort Lüdenscheid, stellt seinen Masterstudierenden ein echtes Karrieresprungbrett in den Hörsaal. Eines, das sie nur vom Hörensagen kennen. Vielleicht nicht einmal das. Natürlich bietet der Professor auf dem Weg zum Sprung ins kalte Wasser seine Unterstützung an. Aber im Grunde müssen sich die Studierenden den Weg hinauf selbst ebnen. So ungefähr muss es gewesen sein, als Gröbner Studierenden mit dem passenden Schwerpunkt vom jährlichen Meeting der International Society of Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM) in Toronto erzählte und ihnen wärmstens dazu riet, sich dort zu bewerben. Leider drängte die Zeit. Aber für Andreas Holl war die tickende Uhr eher Motivation.

Finanzierung durch Förderung

Andreas Holl studiert im Masterstudiengang Medizintechnik in Lüdenscheid. Aus ziemlich heiterem Himmel öffnet ihm Prof. Dr. Jens Gröbner eine Tür nach Toronto. „Er hat uns dazu motiviert, die Ausarbeitung unsers semesterbegleitenden Projektes bei der ISMRM als Bewerbung einzureichen, um es als Poster bei dem diesjährigen Meeting der ISMRM in Toronto vorstellen zu dürfen. Die Idee hat mich gepackt, leider drängte aber die Zeit für das Einreichen der Bewerbung“, blickt der 24-Jährige zurück. „Aus diesem Grund habe ich dann richtig reingehauen. Ich habe mein Semesterprojekt in kurzer Zeit fertiggestellt, die Bewerbung eingereicht und wurde tatsächlich angenommen.“ Doch noch ist der Brückenschlag von Lüdenscheid nach Toronto nicht in trockenen Tüchern. Hinter der Finanzierung stehen die Fragezeichen Schlange. Andreas Holl wendet sich an den Deutschen Akademischen Austauschdienst. „Ich habe mich für ein Förderprogramm beworben und wurde perfekt unterstützt“, so Holl. Auf diese Weise ist ein Großteil der Kosten gestemmt.

Feuertaufe auf Englisch

Und so schafft es Andreas Holl tatsächlich dorthin, wo der Puls des MR-Fachpublikums am höchsten schlägt. Mit einem Poster, das sein Semesterprojekt zeigt, steht er auf dem Messegelände in Toronto. Als Ansprechpartner für sein Thema und für ein internationales Fachpublikum. Es geht um die Entwicklung einer besonderen Spule für ein didaktisches MR-System, um die Relaxationszeiten von Phosphor-31 in einem Niederfeld von 0,5 Tesla zu bestimmen. Andreas Holl kommt mit einigen Fachleuten ins Gespräch. Sein Herz rast. „Ja, es war sehr aufregend“, gibt er gerne zu, „Menschen aus der ganzen Welt auf Englisch Rede und Antwort zu stehen, ist etwas, was ich noch nicht kannte.“ Aber Andreas Holl besteht die Feuertaufe. Und ist im Nachhinein unglaublich dankbar. Erstens, weil er eine Erfahrung machen konnte, die ihn prägen wird. Und zweitens, weil er Kontakte knüpfen konnte, die ihn weiterbringen werden. „Ich habe mich mit einer Forschungsgruppe aus Freiburg vernetzt“, sagt er. „Daraus hat sich ein Thema für meine Masterarbeit und die Perspektive für eine Promotion entwickelt.“

Von Südwestfalen in die Welt

Der Mut, mit seinem Wissen im Gepäck allein nach Toronto zu reisen, hat sich also gelohnt. Aber so allein war Andreas Holl gar nicht. Denn auf der Messe traf er Lana Bautz. Die hatte an der Fachhochschule Südwestfalen Bachelor und Master in Medizintechnik gemacht und arbeitet inzwischen als Doktorandin in der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikum Schleswig-Holsteins in Kiel in der Sektion Biomedizinische Bildgebung. Lana Bautz ist Andreas Holl also ein paar Zwischenschritte voraus. An Toronto führt aber auch für sie kein Weg vorbei. Sie ist dort ebenfalls mit einem Poster, darüber hinaus aber auch mit einem Podiumsvortrag engagiert. In ihrer Kieler Arbeitsgruppe liegt der Fokus auf der Untersuchung des Blutflusses in Hirngefäßen unter pathologischen Zuständen. In ihrer Doktorarbeit plant die 26-Jährige quantitative Magnetresonanztomographie-Methoden zu entwickeln, um Eigenschaften der Aneurysma-Gefäßwand, wie die Elastizität und Durchlässigkeit zu charakterisieren.

Ein starkes Zeichen für die Fachhochschule Südwestfalen

Andreas Holl und Lana Bautz kennen sich natürlich aus dem Studium. „Ich habe die Praktika betreut, die Andi gemacht hat“, erzählt Lana Bautz mit einem Grinsen. Dass beide nur wenige Jahre später gemeinsam zu einer wichtigen Konferenz in Kanada beitragen, ahnen sie damals natürlich noch nicht. Ihren Professor bringen sie damit jedenfalls richtig ins Schwärmen. „Es ist natürlich in erster Linie eine Auszeichnung für unsere Studierenden“, sagt Prof. Dr. Jens Gröbner, „aber wenn unsere Studierenden mit dem Wissen, das sie hier bei uns erworben haben, bei einer so wichtigen Konferenz angenommen werden und sich dort behaupten, ist das doch ein starkes Zeichen für die Fachhochschule Südwestfalen.“