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FH-Storys

Wie Forschung und Lehre sich selbst verstärken

Prof. Dr. Ralf Plattfaut zählt laut Magazin Wirtschaftswoche zu den 50 forschungsstärksten BWL-Professoren unter 40 Jahren in Deutschland

Laut Dezemberausgabe 2022 des Magazins Wirtschaftswoche ist Prof. Dr. Ralf Plattfaut ein Jungstar der Betriebswirtschaftslehre. Der Professor am Standort Soest der Fachhochschule Südwestfalen zählt zu den 50 aktuell forschungsstärksten Betriebswirten unter 40 Jahren in Deutschland. Auch deshalb, weil er Studierende intensiv in die Forschungsarbeit mit einbezieht.

Doch wie landet man so weit oben im BWL-Ranking der Wirtschaftswoche? „Ich denke, dass wir hier im Team gute Forschung machen und diese gut publizieren“, erklärt Plattfaut. Das Ranking umfasst Publikationen in sogenannten Journals im Zeitraum 2018 bis 2022. Je nach Renommee gehen Artikel aus insgesamt 860 BWL-Fachzeitschriften mit einer speziellen Gewichtung in das Ranking ein. Plattfaut ist auf zahlreichen Konferenzen unterwegs und stellt seine Forschungsergebnisse regelmäßig über Artikel in Fachzeitschriften der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung und gelangte so ins Ranking.

Effektiver, effizienter, nachhaltiger

„Offenbar gelingt es uns, spannende Themen im Bereich der Wirtschaftsinformatik zu besetzen, die sowohl forschungsseitig als auch für Unternehmen interessant sind“, so Plattfaut. Sein Team arbeitet im Bereich der digitalen Transformation von Geschäftsprozessen. „Im Process Innovation and Automation Lab stellen wir uns die Frage, wie wir mit modernen Technologien Arbeitsabläufe und Routinen in Organisationen effektiver, effizienter und nachhaltiger machen.“ Ein Augenmerk der Untersuchungen liegt dabei auf Lösungen für die mittelständisch geprägte Region Südwestfalen. Plattfaut forscht an Digitalisierungs-Verfahren auf Basis günstiger Standardprodukte, die im Einsatz bei mittelständischen Unternehmen trotzdem große Effekte haben können, indem sie beispielsweise Prozesse beschleunigen.

Prof. Dr. Ralf Plattfaut, Peter Alois François und Vincent Borghoff (v.l.) betreiben das virtuelle Process Innovation and Automation Lab.

Kombination von Forschung und Lehre

Dabei kombiniert der Soester Professor Forschung und Lehre. Zum Beispiel bei einem Projekt mit der Wirtschaftsförderung des Kreises Soest, in dem zunächst Studierende in einem Seminar Geschäftsprozesse wie den Rechnungsworkflow oder Dienstreiseabrechnungen automatisierten. Ein Student entwickelte die entstandenen Tools in seiner Bachelorarbeit weiter. In einem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt entstehen daraus Prozessbausteine, die nun wiederum für andere Unternehmen nutzbar sind. Der erste Projektabschnitt fand während der Corona-Pandemie als digitales „distance learning“ statt. Was Plattfaut besonders freut: Vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gab es dafür einen Preis für die Arbeit der beteiligten Studierenden in der MINT-Challenge „Mit Abstand am besten studieren“.

Weltoffen und zielstrebig

Plattfaut hat selbst in Münster studiert, Forschungsaufenthalte in Liechtenstein und Australien absolviert, danach mehrere Jahre in einer großen Beratungsgesellschaft gearbeitet. Heute liegen ihm vor allem die internationalen Studierenden am Standort Soest am Herzen. „Ich finde es schön zu sehen, wenn Studierende oder auch Mitarbeitende gut abliefern und sich weiterentwickeln.“ Entsprechend trifft er gerne ehemalige Studierende als Festangestellte bei Projektpartnern oder auch als Teilnehmende an den von ihm besuchten Konferenzen. „Mir macht dazu auch noch das akademische Schreiben Spaß“, so Plattfaut. „Und so ist mein Aufgabengebiet heute eine tolle Kombination, die Forschung und Lehre positiv und sich selbst verstärkend zusammenführt.“

Virtuelles Process Innovation and Automation Lab

Zusammen mit den Doktoranden Vincent Borghoff und Peter Alois François betreibt Professor Plattfaut das virtuelle Process Innovation and Automation Lab. Zu Forschungs- oder Lehrzwecken lassen sich hier Geschäftsprozesse digital modellieren, automatisieren und optimieren. Im Labor finden für diese Zwecke sogenannte Software-Bots Einsatz, die jeweils für bestimmte Anwendungen entwickelt werden. „So lässt sich beispielsweise die Terminplanung in einem Krankenhaus abbilden“, erklärt Borghoff. „Ein Planer fragt dann per E-Mail an, der Software-Bot ist mit dem ERP-System verknüpft und erstellt die Terminplanung.“ Eingesetzt wird das Labor in den Studiengängen Business Administration with Informatics und International Management and Information Systems sowie aktuell beispielsweise im Forschungsprojekt KEBAP.

Für die Bedienung des Labors sind keine umfangreichen Programmierkenntnisse erforderlich. Die Digitalisierung erfolgt auf Basis von vordefinierten Aktivitäten in der Entwicklungsumgebung, wie zum Beispiel Klicken, Excel-Datei öffnen oder auf E-Mail warten. Typische Anwendungen sind die Kundenverwaltung eines Vertriebs oder die papierbehaftete Korrespondenz einer Krankenkasse. „Je häufiger solche Prozesse vorkommen, desto mehr Sinn macht es, Bots zu benutzen“, meint François. Studierenden lasse sich über das Labor ein vollumfängliches Bild zur Modellierung, Digitalisierung, Automatisierung und Optimierung von Prozessen vermitteln. Bei Projekten mit Unternehmen könnten zudem über sogenanntes Process Mining Prozesse analysiert und Fehlerquellen aufgedeckt werden.