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„a-BUS Iserlohn – New Mobility Lab“

Das Projekt „a-BUS“ Iserlohn

Zwei Professoren der Fachhochschule Südwestfalen betreuen das Projekt zum automatisierten elektrischen Fahren.

Es ist ein neuartiges Erlebnis, wenn ein Bus ohne Fahrer durch die Straßen fährt. Was nach Science Fiction klingt, kann in naher Zukunft Realität werden. Das innovative Projekt „a-BUS Iserlohn – New Mobility Lab“ fördert die Landesregierung mit einem Gesamtbudget in Höhe von 2,7 Millionen Euro. Projektpartner sind neben der Fachhochschule Südwestfalen auch die MVG (Märkische Verkehrsgesellschaft), die Stadt Iserlohn und die Stadtwerke Iserlohn.

ÖPNV der Zukunft

Schon seit einigen Jahren erforschen Automobilhersteller technische Möglichkeiten für das autonome Fahren. In diesem Projekt liegt der Fokus auf der Personenbeförderung im öffentlichen Nahverkehr. Unter realistischen Nutzungsbedingungen werden die Aspekte Systemverfügbarkeit, Nutzerakzeptanz und Systemflexibilität hinsichtlich neuer möglicher Geschäftsmodelle für automatisiert fahrende Fahrzeuge im ÖPNV analysiert.

„Unser Part als Hochschule sind die wissenschaftliche Begleitung, der prototypische Aufbau geeigneter Kommunikationsstrukturen sowie die Evaluation des automatisierten Betriebs auf der Teststrecke“, sagt Prof. Dr. Andreas Nevoigt, Prorektor für Forschung und Technologietransfer sowie Professor für das projektbetreuende Labor Fahrwerktechnik in Iserlohn.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Fachhochschule Südwestwestfalen ist gleich in zweifacher Hinsicht Partner des vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen geförderten Projektes. Im Labor für Schaltungstechnik und Elektronik am Standort Soest beschäftigt sich Prof. Dr. Ulf Witkowski mit seinem Team rund um das Thema Elektrotechnik für den in Zukunft autonom fahrenden Kleinbus. Die Schwerpunkte liegen auf der Entwicklung eines robusten drahtlosen Kommunikationssystems sowie eines Infotainmentsystems. „Das ist im Wesentlichen ein Haltestelleninformationssystem, wo später fahrtrelevante Daten angezeigt werden“, erklärt Prof. Dr. Ulf Witkowski.

Der komplexe Verkehr als Hindernis

Ein Kind rennt schnell über die Straße, ein Radfahrer bremst abrupt ab, eine Mülltonne steht zu weit auf der Fahrbahn – all diese Szenarien bilden den Alltag im Straßenverkehr ab. Sie sind unvorhersehbar und müssen dennoch von dem autonomen Fahrzeugsystem störungsfrei berücksichtigt und verarbeitet werden. Damit diese Herausforderung gelingt, wird der Automatisierungsgrad des Kleinbusses schrittweise gesteigert. Von hochautomatisiert, zu vollautomatisiert und perspektivisch schließlich autonom. Wichtig ist der Erfahrungs- bzw. Lerngrad des Systems, wofür das Projekt einen wichtigen Beitrag leistet.

Die Teststrecke

Auf einer rund 1,5 Kilometer langen Strecke zwischen dem Stadtbahnhof Iserlohn und dem Hochschulcampus der Fachhochschule Südwestfalen wird das automatisierte Fahren mit zwei voll automatisierten Kleinbussen getestet. Dazu wird ein auf deutschen Straßen bereits zugelassenes, automatisiertes Bussystem mit batterieelektrischem Antrieb eingesetzt. Neben technischen Fragestellungen zur Energieversorgung, Systemintegration und Datenaustausch, soll ebenfalls die Akzeptanz des Angebots durch die Fahrgäste untersucht werden.

Lehre am Puls der Zeit

Auch für die Studierenden birgt das Projekt interessanten Input. Generell bringen Forschungsprojekte immer neue und aktuelle Inhalte an die Hochschule. Hier bestehe sogar die Option, neue Module (z.B. Mobilität der Zukunft oder Smart Mobility) im Kontext des Projektes zu entwickeln, betont Prof. Dr. Andreas Nevoigt. „Durch die Anschaffung des a-BUS mit Projektmitteln steht ferner ein hochmodernes (und sehr teures) Fahrzeug zur Verfügung, das natürlich später auch in Lehrveranstaltungen genutzt werden kann.“

09.08.2021: a-BUS jetzt auch in farbig

Neue Folierung wirbt für FH und das Forschungsprojekt

Das unscheinbare Weiß gehört der Vergangenheit an. Seit Anfang August sorgt eine Folierung dafür, dass der a-Bus während der praktischen Erprobungsphase auf der Straße auch optisch mehr Aufmerksamkeit erregt. Die grüne Grundfolierung passt sich dem Corporate Design des Projektes an, das von den verschiedenen Partnern verabschiedet wurde und sich auf auf Flyern, Website und Haltestelle wiederfindet. Der Slogan "Wir forschen für die Mobilität von morgen" verdeutlicht den Forschungsansatz der Fachhochschule. Während der zweite a-Bus der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) als Sekundärfarbe das MVG-Rot verwendet, findet sich beim FH-Bus unsere Hausfarbe Blau wieder.

Ende Juli erfolgte die Einmessung der Fahrzeuge auf der Strecke zwischen Bahnhof und FH-Campus. Lokalisierungspanels am Frauenstuhlweg sorgen für die Orientierung der Fahrzeuge. Zurzeit findet die Schulung der Operator*innen statt. Diese Fahrzeugführer*innen begleiten die Busfahrten und können die Busse auch manuell bedienen, falls es zu technischen Ausfällen oder schwierigen Verkehrssituationen kommt oder Fahrten abseits der eingemessenen Strecke anliegen. Die Fahrstrecke wurde zwischenzeitlich auch vom TÜV Nord abgenommen. Der Regelbetrieb ist für September/Oktober geplant.

15.10.2021: Ab heute geht’s los

Am Freitag (15.10.2021) gab NRW- Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart in Iserlohn den Startschuss für den Regelbetrieb des Projektes „a-BUS Iserlohn - New Moblitiy Lab“. Bis zum Juni 2023 können Studierende und Bürger*innen kostenlos mit den autonom fahrenden Bussen der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) und der Fachhochschule Südwestfalen vom Stadtbahnhof bis zum FH-Campus fahren.

Im Rahmen des vom Land NRW geförderten Forschungsvorhabens soll autonomes Fahren im ländlichen Gebiet näher erforscht und getestet werden. Und in der Tat wurden die vergangenen Monate schon intensiv für die Einmessung der Fahrtstrecke, die Schulung der Operatoren, die die Fahrten begleiten und bei Bedarf auch manuell eingreifen können, und vieles mehr genutzt. Aber auch während des Regelbetriebs werden fortlaufend neue Erkenntnisse zum autonomen Fahren gesammelt.

Gaben den offiziellen Startschuss für das a-BUS Projekt: (v.l.n.r.) Landrat Marco Voge, Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Bürgermeister Michael Joithe und Dr.Dirk Günnewig vom NRW Verkehrsministerium

„Wir bringen heute ein Stück Fortschritt auf den Weg“, betonte Minister Pinkwart und verwies gleichzeitig auf die Region Südwestfalen, „sie ist unsere Mobilitätsregion in NRW mit ihren vielen Automobilzulieferern und Hidden Champions, ohne die Mobilität nicht stattfinden kann. Hier schlägt das Herz der Mobilität“. Elektrisches Fahren bietet aus seiner Sicht eine Riesenchance für Klimaneutralität: „Neue Antriebstechnologien sind sauberer und leiser: für uns angenehmer und fürs Klima besser“. Gerade für die Mobilität im ländlichen Raum eröffne autonomer ÖPNV eine Chance, die die Region Südwestfalen stärke und attraktiver mache. Ein Argument, das auch Dr. Dirk Günnewig, Leiter der Abteilung für Grundsatzangelegenheiten der Mobilität, Digitalisierung und Vernetzung im NRW Verkehrsministerium aufgriff: „Hier in Südwestfalen gibt es eine andere Topografie als im städtischen Raum, aber auch eine starke FuE-Landschaft. Die Zukunft der Mobilität im ländlichen Raum liegt in der Mobilität auf Bestellung (On Demand Technologie). Das a-BUS Projekt ist ein toller Erfolg“.

Bürgermeister Michael Joithe sieht darin einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Digitalisierung der Stadt: „Es ist ein kleiner Schritt für Iserlohn, aber ein großer Schritt in Richtung autonomes Fahren".

Vom Stadtbahnhof ging es dann mit dem a-BUS der MVG zum Campus der FH. Prorektor Prof. Dr. Andreas Nevoigt begrüßte neben Minister Pinkwart und dem Bürgermeister auch die heimische Landtagsabgeordnete Angela Freimuth und Landrat Marco Voge vor der A-Halle mit dem FH-eigenen a-BUS. Neben dem Thema Forschung zeigte sich der Minister sehr angetan vom Iserlohner Wald-Campus: „Das ist ja toll hier, das ist sicherlich eine der schönsten Hochschulanlagen Deutschlands“.