Neben der Lehre werden im Rahmen der Forschung verschiedene Themengebiete untersucht. Die Schwerpunkte liegen hierbei in der Dimensionierung und Messung von Fehlstellen in Energiekabeln und Garnituren, der Kabelverbindertechnik, der Durchschlagsfestigkeit verschiedener Isolierstoffe in kryogener Umgebung, der Charakterisierung von Ölen / Pasten, der FEM-Simulation verschiedener Konfigurationen und den alternativen Prüfspannungsarten zur Vor-Ort-Messung.
Labor für Hochspannungstechnik

Lehre
Hochspannungstechnik I & II
Vorlesungsbegleitend finden im 5. und 6. Semester Laborpraktika statt. Die theoretischen Grundlagen werden durch praktische Laborversuche verifiziert. Die Studierenden lernen die die wesentlichen Bereiche der Hochspannungstechnik in folgenden Praktika kennen:
5. Semester
- Erzeugung und Entladung hoher Wechselspannung
- Erzeugen und Messen einer Blitzstoßspannung
- Erzeugen und Messen hoher Gleichspannung
- FEM Simulation mit Comsol Multiphysics
6. Semester
- Elektrische Durschläge in Druckgasisolationen
- Wanderwellen
- Teilentladungsmessung und Diagnose
- Verlustfaktormessung
Energiekabeltechnik
Vorlesungsbegleitend finden im Modul Energiekabeltechnik zwei Praktika statt, welche sich vor allem mit dem Aufbau und der Montage von Mittelspannungskabeln, sowie der Kabelfehlerortung befassen. Die Studierenden absolvieren folgende Praktika:
- Montage und Inbetriebnahme eines Mittelspannungskabels
- Kabelfehlerortung an einer Kabelstrecke mit künstlichen TE-Fehlstellen
Abschlussarbeiten
Ausgeschriebene Arbeiten
Impressionen aus den Praktika
Forschung im Labor
Kontaktphysikalische Betrachtung von Schraubverbindern für große Querschnitte

Durch den stetig wachsenden Energiebedarf und den Ausbau des Energieversorgungsnetzes wachsen auch die Leiterquerschnitte der Energiekabel und damit der Bedarf nach Verbindern für große Querschnitte. Gerade bei diesen großen Querschnitten ist eine dauerhaft zuverlässige, niederohmige Verbindung der Leiter einzelner Kabelabschnitte notwendig. Die Anwendung der Finite-Elemente-Methode (FEM) in der mechanischen und elektrischen Simulation von Schraubverbindern für Hochspannungskabel, insbesondere bei großen Querschnitten, ist ein wichtiges Werkzeug zur fachgerechten Dimensionierung der Schraubverbinder. Ein wesentlicher Aspekt dieses Forschungsgebietes besteht in der detaillierten Analyse und Bewertung der Simulationsergebnisse anhand von präzisen Messungen. Dieser Forschungsbereich hat das Potenzial, die Effizienz und Zuverlässigkeit der stromführenden Kontakte von Energiekabelsystemen erheblich zu steigern und somit einen bedeutenden Beitrag zur Weiterentwicklung dieser Technologien zu leisten.
Konzeptionierung, Entwicklung und Implementierung eines Digital Twins

Im Zuge der fortschreitenden Energiewende gewinnt die Überwachung und Steuerung von Energieversorgungskabeln zunehmend an Bedeutung. Insbesondere im Hinblick auf den Netzentwicklungsplan und den damit einhergehenden Ausbau des Stromnetzes auf der 110-kV-Ebene (und höher) wird die digitale Abbildung, der sogenannte digitale Zwilling, eines Energieversorgungskabels, zu einem wichtigen Werkzeug. Auf diesem Wege erlangt der Betreiber Erkenntnisse über die Belastungen, denen die Kabelanlagen tatsächlich im Laufe des Betriebs ausgesetzt sind. Die Veränderungen dürften vor allem in Belastungssteigerungen und stärkeren Lastwechseln bestehen. Beides hat eine Auswirkung auf die Lebensdauer der Kabel. Der erste Schritt ist jedoch die Aufnahme von entsprechenden Daten, um ein Bild von der tatsächlichen Belastung der Kabelstrecken zu erhalten und strukturiert abzulegen um in einem nächsten Schritt auf Basis dieser Erkenntnisse, Rückschlüsse auf den Lebensdauerverbrauch durch übermäßige Belastungen ziehen zu können. Das Monitoring und daraus resultierend der witterungsabhängige Betrieb, ist bei Freileitungstrassen im Verteil- und Transportnetz bereits an verschiedenen Stellen möglich, um zum Beispiel Lastflüsse zustandsabhängig steuern zu können. Bei Energieversorgungskabeln ist dies aktuell nur in Einzelfällen so. Dieses Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Erprobung eines digitalen Zwillings für ein 110-kV-Energieversorgungskabel. Aufgabe des Hochspannungslabors der Fachhochschule Südwestfalen im Auftrag der Drittmittelgeber ist es, die Konzeptionierung, Entwicklung und Implementierung dieses digitalen Zwillings durchzuführen. Erforderlich ist hierfür die Erfassung verschiedener hochaufgelöster Messdaten (Spannung, Strom, Teilentladungen und Temperatur (ortsaufgelöst)), die Aggregation und Versendung der Messdaten an eine zentrale Datenbank und die anschließende Visualisierung der Daten durch eine entsprechende Software. Die Sensorik am Kabelsystem wird durch Energy-Harvesting mit Energie versorgt. Durch die Integration der Sensoren entlang der Kabelstrecke (inklusive Muffen und Endverschlüssen), können alle relevanten Zustandsinformationen erfasst werden, um eine umfassende Bewertung des Kabelzustands zu ermöglichen. Das Projekt wird in enger Kooperation mit der Rheinischen NETZGesellschaft mbH und dem Kabelhersteller NKT durchgeführt, sodass am Ende der digitale Zwilling an einer realen 110-kV-Kabelstrecke in Betrieb geht.
Elektrische Alterungsmechanismen kryogener Verbundisolierungen

Ein Forschungsschwerpunkt im Hochspannungslabor der Fachhochschule Südwestfalen sind elektrische Alterungsmechanismen und -effekte kryogener Verbundisolierungen, wie sie zum Beispiel in supraleitenden Hochspannungskabeln vorkommen. Die Fachhochschule begleitet als wissenschaftlicher Partner das Projekt „SuperLink“ in München, in dem alle Komponenten für ein 110-kV-Supraleitendes-Energiekabel entwickelt und getestet werden. Anders als bei herkömmlichen Energiekabeln mit Kunststoffisolierung besteht die Isolierung von supraleitenden Kabeln, bei Betriebstemperaturen von -196°C, aus Isolierbändern, die mit flüssigem Stickstoff getränkt sind. Um die Langlebigkeit der Kabel sicherzustellen, werden elektrische Alterungseffekte (thermische sind bei den Temperaturen höchst unwahrscheinlich) durch Teilentladungen auf die elektrische Isolierung dieses speziellen Kabeltyps untersucht.
UHF Teilentladungsdetektion und Lokalisation

Zur Prüfung und Diagnose von Energiekabelsystemen wird seit Jahren die Teilentladungsmessung (TE) eingesetzt. Insbesondere auf die Kabelgarnituren, also Muffen und Endverschlüsse, sollte ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Neben konventionellen Diagnoseverfahren werden auch unkonventionelle Verfahren wie die ultrahochfrequente (UHF) Teilentladungsdetektion erforscht und eigesetzt. Thematisch wird vor allem die UHF-TE-Diagnose an Kabelendverschlüssen untersucht. Hierbei werden die Potentiale und Grenzen der UHF-TE-Detektion und Lokalisation sowohl im Labor, als auch in Hochspannungsschaltanlagen vor Ort untersucht. Dies geschieht im Rahmen eines Innovationsprojektes in Kooperation mit der Bayernwerk Netz GmbH.
Dienstleistungsangebote
Beratung
Einsatz hoher Spannungen und Beherrschung hoher Feldstärken
Erstellung von Untersuchungskonzepten
Unterstützung bei Engineering-Tätigkeiten / Produktentwicklung
- Expertise in der Anwendung, dem Einsatz und der Durchführung der Teilentladungsmessung an Kabelsystemen (Messverfahren und Messtechnik)
- Unterstützung bei der Auswahl geeigneter HV-Anlagen und Komponenten für die Teilentladungsmessung
- Auswertung und Diagnose von Messdaten oder Unterstützung bei der Evaluation der Messdaten
Verlustfaktormessung
Kontaktphysikalische Probleme- Expertise in der Auslegung stromtragender Bauteile
- Vermeidung thermischer Hotspots
- Auslegung elektrischer Kontakte
- Konzeptionierung eines digitalen Zwillings von Kabelsystemen (Möglichkeiten und Anforderungen)
- Unterstützung während des Digitalisierungsprozesses
- Analyse und Korrelation der gesammelten Messdaten oder dabei unterstützend tätig
- Expertise und Unterstützung bei der Fehlersuche und Analyse
- Schadensbegutachtung an strom- und spannungsführenden Bauteilen
Messungen
- Konventionelle Messung nach IEC 60270 an Kabeln und Garnituren
- Unkonventionelle Messung nach IEC/TS 62478
- mit HFCTs an Kabeln und Garnituren (Muffen nur bei Cross-Bonding)
- mit UHF-Sensoren an Kabelendverschlüssen
- mit einer akustischen Kamera in Schaltanlagen (nur äußere Teilentladungen)
Verlustfaktormessung (Labor)
- nach Absprache
- Bestimmung der dielektrischen Eigenschaften
- Bestimmung der Durchschlagsfestigkeit
Material - und Komponentenprüfung
Erwärmungsprüfung & Widerstandsmessung- Temperaturmessung & Korrelation mit Simulation
- Gütebestimmung durch Messung des Verbindungswiderstandes
FEM Simulationen
Elektrostatische Problemstellungen
Elektrodynamische Problemstellungen
Thermische Belastungsprobleme
Multiphysikalische Problemstellungen (Stromverteilung, -erwärmung & mechanische Deformation)
Schulungen & Trainings
- Teilentladungsmessung
- TE-Fehlerortung und -analyse
- Sensibilisierung hinsichtlich typischer Montagefehler bei Kabelsystemen
- Hardwareentwicklung an Hochspannungssystemen - EMV-Einfluss, galvanische Trennung und Schirmung von relevanten Teilsystemen
- Nutzung von Aktuatoren und Sensoren zur Digitalisierung und Überwachung von Hochspannungssytemen
- Kontaktierung von Hochstrom-Bauteilen