Zum Inhalt springen

Pressemitteilung-Detail

FH Gebäude
14.01.2014

Der Eisenmann und der Professor

Profi-Triathlet Andreas Niedrig und Sportwissenschaftler Professor Dr. Ingo Froböse liefern beim Hagener Hochschulgespräch eine tolle Mischung aus Emotionen, Informationen und Humor.

Hagen. Der innere Schweinehund - eigentlich hatte er fast schon ein wenig Mitleid verdient. Denn die beiden Männer, die ihm beim Hagener Hochschulgespräch am Montagabend in der Fachhochschule Südwestfalen in Hagen auf den Pelz rückten, erwiesen sich nicht nur als mitreißende Motivatoren, sondern auch als zielsichere wie humorvolle Jäger auf der Fährte von Selbstdisziplin und einem besseren Körpergefühl.

Andreas Niedrig und Professor Dr. Ingo Froböse sind bekannt aus Funk und Fernsehen. Aber warum eigentlich? Naja, Andreas Niedrig ist ein Profi-Triathlet, also einer dieser harten Jungs, die sich als Zweitnamen wohl am liebsten "Ironman" in ihren Pass eintragen lassen würden. Und Ingo Froböse ist Sportwissenschaftler an der Sporthochschule Köln. Also einer, der viel weiß und andere - zumeist junge - Menschen an seinem Wissen teilhaben lässt. Wer die beiden Referenten des Hagener Hochschulgespräches am Montagabend im Audimax der Fachhochschule Südwestfalen in Hagen so oder so ähnlich definiert, der hat eigentlich das Wichtigste vergessen. Nämlich das enorme Bühnentalent, das beide auszeichnet und von dem Organisator Professor Dr. Andre Coners gewusst haben muss, als er Niedrig und Froböse als "tolle, Referenten, die begeistern können", ankündigte. Der erste, der unter der Last dieser Vorschusslorbeeren vor die gut 300 Gäste trat, war Andreas Niedrig. Der bewältigt die 226 Kilometer, die einen Triathlon zu einer Extremerfahrung und aus einem Mann einen Eisenmann machen, schneller als fast alle seiner Mitmenschen. Deshalb ist er Profi-Triathlet. Nach eigener Aussage mit 46 Jahren der älteste Profi-Triathlet dieser Welt. Aber es ist letztlich nicht dieses Talent allein, was aus ihm einen begehrten Referenten und gefragten Talkgast machte. Andreas Niedrig kann reden. Er redet gern, er redet gut, er redet Klartext . Und er hat was zu erzählen. Seine ganz eigene Geschichte nämlich. Die, die er auch schon als Buch mit dem Titel "Vom Junkie zum Ironman" veröffentlicht hat. Andreas Niedrig war drogensüchtig, stand mit mindestens anderthalb Beinen im Gefängnis und vor den Trümmern seiner Ehe. 1000 Mark habe er täglich für seine Sucht gebraucht. Irgendwie. "Das ging nicht mit legalen Mitteln", sagt er. "Wie schafft man es aus diesem Elend?", fragte er in den Hörsaal und anwortete sich selbst humorvoll und wortreich mit Sätzen, in denen die Begriffe "Disziplin" und "Glück", vor allem aber "Sport" und "Plan" immer wieder die größte Betonung erfuhren. "Machen Sie sich einen Plan", riet Niedrig den Zuhörern und meinte damit wohl nicht zuletzt den Speiseplan. Na klar, ohne sein außerordentliches sportliches Talent hätte er es nicht geschafft. Mit Pommes und Pizza aber auch nicht. An dieser Stelle übernahm Ingo Froböse. Und schnell wurde klar: Ingo Froböse war nicht zum Spaß nach Hagen gekommen. Oder doch? Ganz sicher jedenfalls ist der mahnende Zeigefinger ein wichtiges Requisit in Froböses Vorträgen. Das Fingerspitzengefühl für den richtigen Humor aber auch. Und so erklärte er mahnend und scherzend zugleich, "warum es sich lohnt, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen". Eine These: Bewegung steigert die Lebenserwartung. "Der Schaffner lebt länger als der Busfahrer, der Bildhauer länger als der Maler", erklärte Froböse. "Und warum? Weil er sich mehr bewegt." Eine andere These: Sport lohnt sich in jedem Alter. "Muskeln erneuern sich alle 15 Jahre, sind also immer in der Pubertät. Als Johannes Heesters starb, waren seine Muskeln gerade in der Sturm-und-Drang-Phase." Jetzt war es aber nicht so, dass sich Professor Froböse ausschießlich als großer Freund des unbändigen Bewegungsdranges von Andreas Niedrig bekannte. "Gut drei Stunden Training pro Woche reichen völlig aus, überfordern Sie sich nicht", riet er den Zuhörern. Das gesündeste Trainingsgefühl sei das der subjektiven Unterforderung. Das kam an. Nein, vom Aussterben wird der innere Schweinehund so schnell nicht bedroht sein. Der von Professor Froböse heißt übrigens Günther.