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Dipl.-Ing. chem. Rolf Morgenstern

FB Agrarwirtschaft

Soest FB Agrarwirtschaft Gebäude 1

Urbane Landwirtschaft

Die städtische Landwirtschaft kann einen wichtigen Beitrag zur Verbindung des ländlichen und des urbanen Raums leisten. Über die reine Nahrungsmittelproduktion hinaus, der wegen des eingeschränkten Raumangebots deutliche Produktionsmengenbegrenzungen gesetzt sind, sehen wir noch nicht vollständig erschlossenes Potential in der Schaffung von Kommunikaitonsorten an denen sich landwirtschaftliche Produzenten unmittelbar mit den städtischen Konsumenten begegnen und austauschen können.

Projekt proGIreg

Im europäischen H2020 Projekt proGIreg sind wir am Reallabor der Stadt Dortmund beteiligt. Das Projekt zielt darauf, mit naturbasierten Lösungen, sogenannten Nature Based Solutions (NBS), eine Regenerierung des urbanen Raums zu realisieren. In Dortmund sind wir an drei NBS unmmittelbar beteiligt: NBS 3 - Urban Gardening, NBS 4 - Aquaponik und NBS 8 - Biodiversität für Pollinatoren.

Darüber hinaus sind wir für das Arbeitspaket 5 federführend verantwortlich, im Rahmen dessen Implementierungsbarrieren identifiziert und analysiert werden und Wege zur Überwindung derer entwickelt werden sollen. In einem weiteren Arbeitsstrang dreht es sich um innovative Geschäftsmodelle für die naturbasierten Lösungen, so dass diese nachhaltigen Lösungen auch finanziell nachhaltig gestaltet werden können.

Aquaponik in Soest

Seit 2015 betreiben wir im Forschungsgewächshaus des Fachbereichs eine Aquaponikanlage mit europäischem Wels. Mit Hilfe dieser Anlage sollen den Studierenden die Grundprinzipien und Details von integrierten Produktionssystemen vermittelt werden. An der Anlage können Studierende Themen für Studien-, Bachelor- und Masterarbeiten finden. Diese Arbeiten werden möglichst so gestaltet, dass konkrete Forschungsfragen beantwortet werden.

Unsere Forschung an der Anlage vor Ort in Soest fokussiert auf pflanzenschutztechnische Fragestellungen. Beispielsweise wird in fortlaufenden Experimenten untersucht, ob das Aquakulturwasser im Vergleich zu klassischer Hydrokulturdüngung einen Einfluß auf die Resilienz von Pflanzen gegenüber Krankheitserregern hat. Derzeit ist die Anlage allerdings wegen der Coronapandemie stillgelegt.

Geschäftsmodelle für urbane Aquaponik

In einer ersten Studie im Jahre 2016 haben wir festgestellt, dass die Wirtschaftlichkeit von Aquaponiksystemen stark mit der Anlagengröße korrelliert. In ersten Wirtschaftlichkeitsabschätzungen wurde ermittelt, dass eine Aquaponikanlage, die für klassische Distributionskanäle produziert erst ab einer Größenordnung von über 5000m² eine Chance auf wirtschaftliche Tragfähigkeit hat.

Flächen dieser Größenordnung sind in Städten in der Regel nicht leicht und nicht kostengünstig verfügbar. Auch scheinbar ungenutzte, brach liegende Flächen sind häuft bereits durch Bebauungspläne für eine mittelfristige Zukunft verplant.

Unter diesen Aspekten entwickeln wir im Rahmen des Projekts proGIreg ein technisches Konzept für Aquaponikanlagen, das eine mehrjährige Zwischennutzung von Brachflächen ermöglicht. Bezüglich der Wirtschaflichkeit solcher Systeme erarbeiten wir Betriebskonzepte, die von der reinen Produktion in Richtung Servicemodell abgewandelt sind, so dass die Ertragsseite von der Produktionsmenge des Systems entkoppelt wird.