Pressemitteilung-Detail

Human Library - Unjudge someone
In der Mescheder Hochschulbibliothek konnten sich Leser*innen am 12. Juni menschliche Bücher ausleihen und Diskriminierung hinterfragen
Meschede. Wie lebt es sich als Kleinwüchsiger unter Studierenden? Als Moslem unter christlichen Kolleg*innen? Als Mensch mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom? Als Trans*Mensch? Oder als an Multipler Sklerose Erkrankter im Rollstuhl? Fragen wie diese konnten Interessierte am 12. Juni in der Human Library in der Mescheder Hochschulbibliothek stellen. Ab 2025 soll es die Veranstaltung auch an anderen Standorten der Hochschule geben.
Für die diesjährige Human Library standen in der Bibliothek insgesamt zwölf menschliche Bücher bereit. Leser*innen konnten sie sich alleine oder in Kleingruppen für jeweils halbstündige Gespräche ausleihen. „Alle Bücher haben einen Hintergrund, der im weitesten Sinne mit Diskriminierung zusammenhängt“, erklärt Mitorganisatorin Prof. Dr. Monika Reimpell. „Es geht darum, dass die Leserinnen und Leser sich niederschwellig mit Themen beschäftigen, mit denen sie sich sonst nicht beschäftigt hätten und dabei eigene Vorurteile hinterfragen.“ Als Leser*innen nahmen zahlreiche Studierende und Schüler*innen vom Benediktiner Gymnasium und vom Städtischen Gymnasium in Meschede teil.
Menschliche Bücher sind Personen, die sich freiwillig für die Human Library zur Verfügung stellen und ihre Geschichte erzählen möchten, wie beispielsweise Reinhold Hammeke. Seit 30 Jahren an Multisklerose erkrankt, sitzt er aufgrund der Erkrankung mittlerweile im Rollstuhl. „Ich möchte vermitteln, wie ein aktives Leben im Rolli stattfinden kann“ erklärt Hammeke sein Motiv für die Teilnahme an der Human Library. „Mir macht es sehr viel Freude, jungen Leuten ein wenig was zu erzählen.“ Bei den teilnehmenden Studierenden und Schüler*innen traf er damit auf reges Interesse, wenig Berührungsängste und sehr viele und sehr ausführliche Fragen.
Diese drehten sich zum einen um die Multiple Sklerose: Wo kommt das her? Was kann man dagegen tun? Wie macht sich das bemerkbar? Andere Fragen bezogen sich auf den Umgang mit dem Rollstuhl an sich: Wo gibt es Barrieren? Was sind Probleme im Alltag? Wie kann man helfen und ist dies überhaupt gewünscht? Hammeke beantwortete alle Fragen und resümierte: „Ich habe gemerkt, viele junge Leute sind sehr neugierig und wissbegierig und nehmen mit, dass man das Leben positiv gestalten kann.“ Sein besonderes Highlight war, dass sich eine Gruppe daran versuchte, mit seinem Rollstuhl eine Rampe zu bewältigen.
Die Human Library organisierten Studierende im Wahlpflichtfach „Gesellschaftspolitisches Seminar". Dieses bestand aus drei Teilen: Inhalte zur Psychologie, zur Eventorganisation sowie die eigentliche Planung und Durchführung des Events. Unterrichtet und unterstützt wurden die Studierenden durch Jaleh Pourmansour, Alexandra Morgenbrod und Prof. Dr. Monika Reimpell.
Der Gleichstellungsbeauftragten Dr. Bettina Kretzschmar gefiel die in Meschede bereits zum zweiten Mal durchgeführte Human Library so gut, dass sie das Format auch gerne an anderen Standorten anbieten möchte. „Die Idee ist, dass es zukünftig jährlich an einem anderen Standort der Hochschule stattfindet, unter Schirmherrschaft des Gleichstellungsbüros, in den Örtlichkeiten der Bibliothek“, so Kretzschmar.
„Unjudge someone“
Das Konzept stammt von der Human Library Organization aus Dänemark. „Unjudge someone“ ist das Motto der Non-Profit-Lernplattform, die bereits seit dem Jahr 2000 Veranstaltungen in Büchereien, Schulen, Universitäten, Museen, auf Festivals und Konferenzen unterstützt und lizensiert. Mehr Informationen dazu gibt es unter www.humanlibrary.org.