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FH-Storys

Mit Wärmebildern Schwachstellen sichtbar machen

Simon Anke promoviert über das Promotionskolleg NRW im Bereich der Thermografie

Mathe und Physik sind für Simon Anke ernstzunehmende, aber lösbare Herausforderungen. Ebenso wie elektrische Spannung. Deshalb zieht sich die Elektrotechnik auch wie ein roter Faden durch seine bisherige berufliche Karriere. Nach dem Realschulabschluss mit Schwerpunkt Technik folgte die Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik, dann Fach-Abi, Bachelorstudium Elektrotechnik und schließlich noch der Master in Systems Engineering and Engineering Management an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest. Für ein Auslandssemester an der Partner-Hochschule in Bolton hatte der Student auch noch Zeit. Heute arbeitet der 28-Jährige im Rahmen des Promotionskollegs NRW an seiner Doktorarbeit. Thema: Die thermografische Rekonstruktion thermischer Netzwerke bei elektronischen Bauteilen.

Simon Anke forscht am Fachbereich Elektrische Energietechnik der Fachhochschule Südwestfalen in enger Kooperation mit dem Fraunhofer-Anwendungszentrum für Anorganische Leuchtstoffe in Soest. Der vorläufige Titel seiner Arbeit „Thermografische Rekonstruktion thermischer Netzwerke“ klingt für Laien vielleicht etwas kryptisch. Tatsächlich findet sich das Phänomen aber in unzähligen Anwendungen des Alltags, überall dort, wo elektronische Bauteile im Einsatz sind. Der Doktorand will mehr über das Wärmemanagement herausfinden. Wie gut ein Material Wärme leitet, hängt von der jeweiligen Wärmeleitfähigkeit ab. Je höher dieser Wert, desto mehr Wärmeleistung kann abgeführt werden bzw. desto geringer ist die Gefahr des Überhitzens. Für die Langlebigkeit von LEDs beispielsweise, ist es ganz entscheidend, dass der in der LED verbaute Leuchtstoff nicht zu heiß wird. Um das Wärmemanagement zu verbessern, ist die Messung des thermischen Widerstands zentral.

Ziel: LED-Lebensdauer steigern

Anke wendet dabei die Erkenntnisse seines Kollegen Dr. Nils Jonas Ziegeler an, der ein neues thermografisches Prüfverfahren entwickelt hat, welches die beiden Bereiche Thermografie und Thermomanagement kombiniert. Für seine Arbeit ist das thermische Verhalten eines Bauteils nach Abschalten der Wärmezufuhr besonders interessant. Die Aufnahmen der Wärmebildkamera von den noch warmen Proben zeigen deutlich, an welchen Stellen sich das Bauteil abkühlt. Im Vergleich zu den Messungen von einer LED im eingeschalteten Zustand kann für jeden Mikrobereich des Bauteils berechnet werden, wie schnell an diesem Punkt die Abkühlung erfolgt. Aus diesen Ergebnissen kann Simon Anke Rückschlüsse auf die Struktur ziehen und potenzielle Defekte oder Schwachstellen des elektronischen Bauteils lokalisieren. Die gewonnenen Daten sind wertvoll für die Entwicklung noch leistungsfähigerer LEDs mit längerer Lebensdauer.

Das Wärmemanagement einer LED zu erforschen, ist komplex. Simon Anke schätzt den praktischen Anwendungsbezug seiner Arbeit.

Promotion an der Fachhochschule mit Vorteilen

Mindestens drei wissenschaftliche Veröffentlichungen in englischer Sprache, dazu Vorträge und Präsentationen vor internationalem Fachpublikum – alles Anforderungen, die neben dem Verfassen der eigentlichen Dissertation zur Erlangung des Doktortitels erbracht werden müssen. So gibt der angehende Doktor außerdem eine Vorlesung im Modul „Industrielle Kommunikation“ für Studierende im sechsten Semester Elektrotechnik. „Das ist nicht jedermanns Sache“, weiß Simon Anke. Aber er kann auf die Unterstützung von Prof. Dr. Stefan Schweizer, Professor an der Fachhochschule Südwestfalen und Leiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums Soest, zählen. An einer Fachhochschule zu promovieren, ist für den gebürtigen Höxteraner ein klarer Vorteil: „Die Themen hier sind viel praxisorientierter. Besonders spannend finde ich den Bereich Thermografie. Ich will herausfinden, welche Temperatur in der LED herrscht. Dabei muss ich viele Kennzahlen wie Spannung, Umgebungstemperatur, Material, Größe und Verarbeitung des Bauteils berücksichtigen. Das ist sehr komplex. Gleichzeitig gibt es hier aber auch eher handwerkliche Dinge zu tun, Objektträger bearbeiten, Kühlkörper dimensionieren oder löten. Ich glaube, das macht an einer Uni kaum jemand.“

Ins Elektrotechnik-Studium reingestolpert

Simon Anke ist seiner Linie treu geblieben und sagt dies nicht ohne Stolz. Die Grundlagen für seine wissenschaftliche Karriere hat er bereits während der Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik bei der heutigen Westfalen Weser Netz GmbH in Paderborn gelernt. Schon damals ein Beruf mit Jobgarantie, aber Anke wollte und konnte mehr. „Ich bin da so reingestolpert, gemeinsam mit ein paar Kollegen aus dem Fachabi“, erinnert sich der 28-Jährige an den Entschluss, Elektrotechnik in Soest zu studieren. Bereut hat er seine Entscheidung nie, auch, wenn das Elektrotechnik-Studium mit der Fachrichtung Automatisierungstechnik sehr anspruchsvoll und zeitintensiv war. Das Verständnis für elektrotechnische Grundlagen und eine gewisse Portion an „Leidensfähigkeit“ haben Simon Anke, wie er selbst sagt, so weit gebracht und werden ihn wohl auch noch über die nächste anstehende Herausforderung – die Promotion – tragen.