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FH-Storys

Extended Reality-Labor: eine CAVE für alle

Hochmodernes XR-Labor hebt die Lehre an der Fachochschule Südwestfalen auf ein neues Niveau

Themen gibt’s, über die man Bände von Büchern lesen könnte, ohne ihre echte Faszination auch nur ansatzweise zu begreifen. Weil man sie erlebt haben muss. CAVE ist so ein Thema. Hier ist alle Theorie grau. In der Praxis saugt CAVE alle Sinne in Sekundenbruchteilen ein. Brille auf. Luft holen. Eintauchen. Schein und Sein verschmelzen. Dimensionen duellieren sich. Und alle Studierenden der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn können bald dabei sein.

Was bedeutet eigentlich CAVE?

CAVE steht für Cave Automatic Virtual Environment. Am Hochschulstandort Iserlohn hat sich die Sprechweise mit Artikel etabliert. Wer von CAVE spricht, der spricht von der CAVE. Fast schon etwas liebevoll. Auf jeden Fall liegt immer eine Mixtur aus Stolz und Ehrfurcht in der Luft, wenn von der CAVE die Rede ist. Die CAVE steht für viel mehr als für vier Buchstaben und ihre Bedeutung. Sie steht für das Lernen und das Lehren der Zukunft. Alles, was man sich vorstellen kann, kann man hier machen. Und noch viel mehr. Initiator Prof. Dr. Wilhelm Hannibal spricht daher von einem „Leuchtturmprojekt für die Hochschule und eigentlich für die ganze Region“.

CAVE Konstruktion

externer Inhalt (Youtube)

Zeitraffer-Video

Extended Reality an der Fachhochschule

Von außen wirkt der neue Leuchtturm noch ziemlich unspektakulär. XR-Labor steht in großen Buchstaben neben der Eingangstür. XR steht für Extended Reality, Erweiterte Realität also. Man könnte meinen, wer durch die Tür geht, der lässt hinter sich, was er kennt. Der nähert sich Schritt für Schritt einer neuen Realität. Am Ende eines kurzen Ganges folgt eine weitere Tür. Dahinter öffnet sich die CAVE. Sie sieht aus wie ein hochmoderner, ziemlich stylisher Hörsaal mit Bühne. Die Bühne wird begrenzt von vier Projektionswänden aus Glas. Eine links, eine rechts, eine in der Mitte und eine auf dem Boden. Sie alle sind mindestens zweieinhalb mal vier Meter groß. Die auf dem Boden ist viel größer. Die Winkel zu den Außenwänden sind so geschnitten, dass die CAVE trapezförmig geöffnet ist. Die CAVE ist also offen. Wer drin ist, kann rausgucken. Und was noch viel wichtiger ist: wer draußen ist, kann reingucken.

Eine CAVE für Lehre und Forschung

„Und genau das macht unsere CAVE zum innovativsten CAVE-Konzept in Deutschland“, sagt Prof. Dr. Wilhelm Hannibal. „Wir wollten keinen Schuhkarton für zwei oder drei Leute und alle anderen kriegen nichts mit. Unser Schwerpunkt ist die Lehre, daher holen wir die Lehre in die CAVE und umgekehrt“, so Hannibal weiter. Bis zu zehn Personen dürfen die Projektionsfläche gleichzeitig betreten. Viel mehr können dabei zuschauen. So entsteht neben der CAVE zunächst auch ein relativ normaler Hörsaal mit allen Funktionen, die man so kennt. „Das ist das Spannende“, sagt Laborleiter Prof. Dr. Mark Fiolka, „wir sind multifunktionell, können immer wieder von 2D zu 3D springen. Variabler kann Lernen nicht sein“.

Simulieren kann man hier alles

Im Hochschulalltag könnte das dann so aussehen: Die Dozentin oder der Dozent beginnt mit einem Vortag. Die Projektionsflächen dienen dabei zunächst als Whiteboards und zeigen den Studierenden anschließend zum Beispiel noch eine Powerpoint-Präsentation. Und dann? Dann passiert es. Dann wird aus einem modernen Hörsaal die CAVE. Einige Studierende ziehen sich spezielle Schutzschuhe an, setzen sich Shutter-Brillen auf. Dann werden sie zu Superhelden im Auftrag der modernsten Forschung. Sie können in Maschinen eintauchen. Verstehen, wie sie arbeiten. Sie montieren und demontieren. Dabei Fehler finden, um sie künftig zu vermeiden. Sie können Moleküle fliegen und Karosserien rosten lassen. „Simulieren kann man hier prinzipiell alles“, sagt Mark Fiolka. Und sagt damit alles.

Technische Ausstattung der CAVE

Eröffnung im September

Im September geht der Vorhang dann auf. Die CAVE wird nach etwa fünfjährigem Vorlauf inklusive anderthalbjähriger Bauzeit eröffnet. Dann wird sie in die Lehre integriert. „Es ist zwar ein Labor des Fachbereichs Maschinenbau“, sagt Prof. Dr. Mark Fiolka, „aber die CAVE ist generell für die gesamte Hochschule da. Es ist eine CAVE für alle“. Wie sie dann tatsächlich genutzt wird, will Fiolka gar nicht vorwegnehmen. „Diese Anlage wird sich ihre Arbeit suchen“, ist er sicher, „aber sie muss jetzt einfach in die Lehre.“

Weil man sie erlebt haben muss, Und erst dann werden die Studierenden der Fachhochschule Südwestfalen die Faszination der CAVE wirklich begreifen. Brille auf. Luft holen. Eintauchen in die Zukunft der Lehre an der Fachhochschule Südwestfalen.