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Pressemitteilung-Detail

FH Gebäude
16.01.2023

Agrarforum: Die Landwirtschaft in der Zukunft

Rückschau und Ausblick – Soester Agrarpreis geht an Kathleen Afferbach

Soest. Wie sehen die aktuellen Herausforderungen für Landwirtschaft und Agrarpolitik heute aus und wie können Studierende agrarwirtschaftlicher Studiengänge auf die sich wandelnde Arbeitswelt adäquat vorbereitet werden? Fachvorträge, Diskussionen und Beispiele aus der Praxis zu diesen Themenbereichen bildeten den inhaltlichen Rahmen des 34. Agrarforums in der Soester Stadthalle.

100 Jahre ist das landwirtschaftliche Studium in Soest alt, für die Ausrichter des Agrarforums, der Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen und der Ehemaligenverband „Susatia“, ein willkommener Stichtag für Rückschau und Ausblick. „Auch Landwirtschaft 2030 wird zunächst ein Produkt oder auch ein Spiegel gesellschaftlich vorgegebener Ziele werden, die Wertvorstellungen unterliegen. Sie wird sich abhängig davon weiterentwickeln, welche Rollen und Leitbilder man ihr zuweisen wird“, prognostizierte Prof. Dr. Wolf Lorleberg, Dekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft. Als zentrale Aspekte für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sieht er ein unternehmerisches Denken, eine Offenheit für innovative Betriebsmodelle, die nachhaltige Intensivierung für eine Sicherung der Versorgung mit Lebensmitteln sowie ein ganzes Paket an umsichtigen Maßnahmen zum Schutz von Nutztieren, Diversität, Klima und Umwelt. Daraus resultiert der Auftrag für die Lehre, den Fokus noch stärker auf die gesamte Wertschöpfungskette sowie auf Bioökonomie zu richten und die Herausforderungen von Umwelt- und Klimaschutz proaktiv in Lehre und Forschung zu integrieren. Digitalisierung sieht der Dekan in diesem Zusammenhang als große Chance, innovativ und nachhaltig agieren zu können, ohne dabei das solide Grund- und Basiswissen der Agrarwirtschaft aus dem Blick zu verlieren.  

2020 veröffentlichte die Europäische Kommission die „Farm-to-fork-Strategie“ als Teil des Europäischen „Green Deals“ mit dem Ziel, das europäische Lebensmittelsystem sicher, fair und nachhaltig zu gestalten. Die Strategie betrifft jede Stufe der Lebensmittelwertschöpfungskette. Silke Gorißen, Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: „Die Landesregierung setzt sich für eine vielfältige, leistungsfähige und bäuerlich verankerte Landwirtschaft ein. Wir wollen den mittelständischen Kern der Land- und Ernährungswirtschaft für die Zukunft nachhaltig aufstellen. Deshalb brauchen unsere 33.000 Bäuerinnen und Bauern dringend Planungssicherheit, beispielsweise beim Ackerbau und in der Tierhaltung. Mein Ministerium setzt sich in Berlin und Brüssel konsequent ein, damit unsere landwirtschaftlichen Betriebe in Zukunft bessere Rahmenbedingungen haben, als dies zurzeit der Fall ist.“

Ministerin Gorißen weiter: „Für eine zukunftsgerichtete Agrarpolitik sind Forschung und Lehre starke Säulen – wie auch hier in Soest seit einem Jahrhundert beeindruckend praktiziert wird. Ich gratuliere der Fachhochschule Südwestfalen und dem Fachbereich Agrarwirtschaft herzlich zum stolzen Jubiläum. Auch nach 100 Jahren zeigt die Fachhochschule mit neuen Studiengängen zu Nachhaltigkeit eindrucksvoll, wie innovativ und zeitgemäß das Agrarstudium ist und auch weiterhin sein wird.“

Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, gratulierte zum hundertjährigen Jubiläum der Agrarausbildung am Standort und bezog Stellung zu den Themen Klimawandel, Biodiversität sowie Versorgungssicherheit sowie die Bedeutung der Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme hin zu mehr Nachhaltigkeit als Chance für eine zukunftsfähige Landwirtschaft: „Die Landwirtschaft hat sich in den letzten hundert Jahren, seit Begründung der Agrarausbildung in Soest, immer wieder verändert – und sie wird sich auch zukünftig verändern, um unsere Ernährung zu sichern, um Mensch, Klima und Natur gerecht zu werden. Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine zeigt deutlich, wie eng verflochten die globale Ernährungskrise mit der Klima- und Biodiversitätskrise ist. Ernährungspolitik ist immer auch Friedens- und Sicherheitspolitik. Wir sehen uns als Bundesregierung deshalb darin bestärkt, Klimaschutz, Ernährungssicherung und Frieden als Dreiklang noch stärker zu verfolgen und entschieden alle Krisen mit der gleichen Intensität zu bekämpfen. Dafür schaffen wir die politischen Voraussetzungen für ein nachhaltiges und klimagerechtes Agrar- und Ernährungssystem. Wir setzen dabei auf Kompromisse, für eine Landwirtschaft, die uns ernährt, die unsere Lebensgrundlagen schützt und Höfen eine Zukunft gibt. Die Landwirtschaft sucht Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen und sie wird diese Lösungen auch finden.“

Traditionell wird im Rahmen des Agrarforums der mit 1.000 Euro dotierte Soester Agrarpreis verliehen. Damit zeichnet der Ehemaligenverband „Susatia“ Studierende aus, die ihr Studium der Agrarwirtschaft in Regelstudienzeit, mit überdurchschnittlich guten Noten abgeschlossen und sich darüber hinaus in der studentischen Gemeinschaft engagiert haben. Der Preis geht in diesem Jahr an Kathleen Afflerbach. Während ihres Studiums war die aus Bad Berleburg stammende Absolventin als Semestersprecherin aktiv und hat sich im Rahmen eines studentischen Hilfsprojekts unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Weyer für drei Monate in Mpumalanga, Südafrika, engagiert. Ihre Bachelor-Arbeit zum Thema „Einfluss der Tränkeschalen-Hygiene auf die Gesundheit und Entwicklung von Mastkälbern“ wurde mit der Gesamtnote 2,0 bewertet. Betreuender Professor war Dr. Marc Boelhauve. Kathleen Afflerbach ist Transparenz in der Landwirtschaft sehr wichtig. In naher Zukunft möchte sie den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb weiterentwickeln und sich im Dialog mit Verbraucher*innen aktiv einbringen. „Landwirtschaft leben, das ist ein Herzensthema von mir. Mit Verbraucherinnen und Verbrauchern reden ist eine große und wichtige Aufgabe, Wie läuft landwirtschaftliche Produktion eigentlich ab und zu welchen Bedingungen? Darüber müssen wir aufklären“, so die Preisträgerin.

In den Pausen kamen die Gäste des Agrarforums sprichwörtlich mit der „Zukunft der Landwirtschaft“ ins Gespräch. Master-Studierende stellten ihre Projektarbeiten im Foyer der Stadthalle im Rahmen einer Poster-Ausstellung vor.