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Theoretische Konzeption sozialer Partizipation

Forschungsprojekt PartJu

FB BG Geb 20

Theoretischer Hintergrund

Participation ist englischsprachig ein geläufiger Begriff. Deutschsprachig bieten sich als mögliche Übersetzung die Begriffe Teilnahme, Teilhabe und Partizipation an. Jede dieser Begrifflichkeiten weist eine leicht unterschiedliche Bedeutung auf (vgl. u.a. auch Gebhard et al. 2021).

Im Zusammenhang mit der theoretischen Fundierung des Fragebogens SPI-J wird der Begriff Partizipation genutzt, jedoch in einem breiten Bedeutungszusammenhang. Hierdurch wird versucht der Komplexität der englischen Begrifflichkeit Participation gerecht zu werden. Teilnahme steht für ein „Dabeisein“ (Attendance). Teilhabe (Involvement) steht für den Zugang und die Möglichkeit sowie das subjektive Erleben des Einbezogenseins. Teilhabe setzt eine Teilnahme voraus. Partizipation fokussiert hingegen stärker die Mitbestimmung und Mitgestaltung von Teilhabeprozessen. Dieses breite Begriffsverständnis entspricht zudem der Übersetzung von Participation, wie sie in der ICF vorgenommen wird. Es wird jedoch auf die zusätzliche Nennung von [Teilhabe] wie in der ICF aus Gründen der Lesbarkeit verzichtet.

Nichtsdestotrotz stellte sich im Zuge der Interviews mit den Jugendlichen heraus, dass diese mit den Begriffen Partizipation und soziale Partizipation wenig verbinden konnten. Aus diesem Grund entschieden wir uns für die Verwendung des Begriffs soziale Teilhabe im Fragebogen SPI-J selbst, um der Zielgruppe der Jugendlichen gerecht zu werden. Das begriffliche Verständnis des Terminus soziale Teilhabe wurde in allen Interviews mit den Jugendlichen thematisiert, um dessen Verständlichkeit sicher zu stellen und die Validität des Fragebogens zu wahren.

Unser Konzept sozialer Partizipation
Die dem Fragebogen zugrunde liegende Konzeption sozialer Partizipation fußt auf den Ergebnissen der qualitativen Befragungen der Jugendlichen, Expert:innen sowie der Eltern.

Soziale Partizipation hängt von verschiedenen Faktoren ab:
  • Umweltfaktoren, Einrichtungen und individuelle Hilfsmittel
  • Unterstützung und Einstellungen unterschiedlicher Gruppen (z.B. Eltern, Lehrer:innen, Gleichaltrige) & eigener Gesundheitszustand

Demnach kristallisieren sich zwei Dimensionen der sozialen Partizipation heraus:
1. Objektive Dimension
  • Anwesenheit (Teilnahme an sozialen Interaktionen)
2. Subjektive Dimension
  • Gefühl des Eingebunden-Seins in soziale Interaktionen (Involvement)
  • Gefühl der Zufriedenheit (Wohlfühlen in sozialen Interaktionen)

Abbildung: Konstrukt sozialer Partizipation

Gewichtungsfaktor Relevanz
Da das Konstrukt der sozialen Teilhabe sehr subjektiv und daher schwer zu quantifizieren und zu messen ist, haben wir eine subjektive Gewichtungskomponente, die subjektive Relevanz, ergänzt. Sie bewertet, wie wichtig die soziale Teilhabe in unterschiedlichen sozialen Kontexten für die Jugendlichen ist. Da soziale Teilhabe von sozialen und Kontextfaktoren abhängt, kann sie in diesen unterschiedlichen Bereichen variieren.

Determinanten sozialer Partizipation

Soziale Partzipation wird durch verschiedene bestimmende Faktoren beeinflusst. Dazu gehören zum Beispiel Umwelt- bzw. Kontextfaktoren, individuelle Hilfsmittel der Jugendlichen, aber auch die Unterstützung und Einstellung verschiedener Gruppen (z.B. Eltern, Lehrer, Gleichaltrige) und der eigene Gesundheitszustand. Je nach subjektiver Bewertung der Jugendlichen selbst können diese Bestimmungsfaktoren als hemmend, unterstützend oder eher unwichtig empfunden werden.

Kontexte sozialer Partizipation

Der soziale Kontext von Jugendlichen lässt sich dabei in zwei ortspezifische Domänen unterteilen:

a) Allgemein
b) Schule

In jeder dieser Domänen werden unterschiedliche Bereiche der sozialen Teilhabe angesprochen. Die Domäne Schule beinhaltet ausschließlich schulbezogene Bereiche, z.B. (Sport-)Unterricht, Pausen und Ausflüge. Die Domäne Allgemein umfasst die Bereiche Freizeitaktivitäten und Selbstversorgung sowie Bereiche wie Familie, Freundschaften oder soziale Medien, die eher ortsunabhängig oder ortsübergreifend sind.

Abbildung: Domänen und Bereiche sozialer Partizipation