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Forschungsprojekte

Führung und Transformation

 Campus Gebäude

CULTurn CULTurn

Coaching- und Leadershipkultur für Trainer:innen im Deutschen Turner-Bund

Aufgrund der zentralen Bedeutung von Führung im Sport und dem Ziel, das Wissen über das soziale Umfeld im Leistungssport voranzutreiben, rückt die Relevanz von rigoroser und robuster wissenschaftlicher Methodik in den Vordergrund. Bislang fehlt allerdings eine valide Führungsdiagnostik für Trainer:innen im Leistungssport (in Deutschland) und die Konzentration liegt vordergründig auf dem methodisch und konzeptionell problematischen Führungskonzept der transformationalen Führung. Der Nutzen führungsdiagnostischer Messverfahren in der Praxis des Leistungssports kann daher bisher nicht voll ausgeschöpft werden. Im Rahmen dieses Projektes soll deshalb ein auf neueren Erkenntnissen aus der Arbeits- und Organisationspsychologie basierender Ansatz der Führungsdiagnostik in einem leistungssportlichen Kontext implementiert werden. Zum theoretischen Fundament des Competing Values Framework bildet die visionär-charismatische Führung die fehlende Säule für ein tragfähiges Messinstrument für die Führungsdiagnostik von Trainer:innen im Leistungssport.

In Kooperation mit dem Deutschen Turner-Bund e. V. (DTB) wurden folgende Arbeitspakete (AP) erarbeitet, um die Projektziele zu erreichen:

  • 1. Instrumententwicklung und Programmierung des Onlinetools (Pilotstudie, mit 5 Trainer:innen). Info-Workshops für Trainer:innen, Athlet:innen, Eltern, Kolleg:innen und Akquise der Teilnehmer:innen.
  • 2.1 Beginn der Diagnostik: Ist-Zustand des Selbst- und Fremdbildes werden aufgenommen. Außerdem erfolgt ein individuelles (schriftliches) Trainer:innen Feedback inkl. Reflexionsfragen und Handlungsvorschlägen, sowie individuelle (online-)Feedback-Gespräche.
  • 2.2 Fokusgruppen innerhalb des Verbandes: Diskussion aggregiertes Feedback Teilnehmer:innen. Zudem Trainer-Fokusgruppen (n = 6-8): Aggregiertes Trainer-Feedback-Gespräch folgt im Anschluss.
  • 3. Es folgen Trainer-Trainings: je Teilnehmer:in 3 Online-Workshops zu den zentralen Themenbereichen des Feedbacks. Angebot: 3 Trainer-Einzelcoachings (online) je Teilnehmer:in unter Bezug auf die persönlichen Ergebnisse der Eingangsdiagnostik.
  • 4.1 Diagnostik: Feststellung des Ist-Zustand Selbst- und Fremdbildes. Automatisiertes individuelles Trainer:innen Feedback inklusive Reflexionsfragen, Handlungs-Empfehlungen und zentraler Veränderungen im Vergleich zur Eingangsdiagnostik.
  • 4.2 Fokusgruppen im Verband: Diskussion aggregiertes Feedback Teilnehmer:innen und zentrale Veränderungen sowie Ableitungen für Praxistransfer. Trainer:innen-Fokusgruppen (n = 6-8): Aggregiertes Trainer:innen-Feedbackgespräch folgt im Anschluss.
  • 5. Angebot für ein ergänzendes individuelles Online-Trainer:innen-Feedbackgespräch wird gegeben. Evaluation der Intervention durch die Trainer:innen.
  • 6. Fokusgruppe im Verband: Evaluation durch leitfadengestütztes Gruppeninterview. Transfergespräche: z. B. Verbandsinterne Gremien, Anbahnungsgespräche mit weiteren Verbänden (z. B. DFB, DVV, DSV).

KernTrafo KernTrafo

Transformationsprojekt für Personal von Kernkraftwerken im Rückbau

Im Juni 2011 hat der Bundestag den Austritt Deutschlands aus der Atomenergie beschlossen, was die Betreiber von Kernkraftwerken bis heute vor große Herausforderungen stellt. Neben Fragestellungen um den technischen Rückbau der Anlagen oder die fachgerechte Beseitigung atomarer Abfälle bildet das Thema „Mensch und Organisation“ eine zentrale Säule des Rückbaus. Dabei wurden drei wesentliche Problemfelder beim Rückbau von Kernkraftwerken identifiziert:

  • Der Organisationssinn beim Rückbau von Kernkraftwerken ändert sich ebenso radikal wie die erforderlichen Tätigkeiten. Allerdings wurden die Mitarbeitenden weder für die Aufgaben des Rückbaus ausgebildet und eingestellt, noch ist klar, um was für Aufgaben es sich in den verschiedenen Phasen des Rückbaus konkret handeln wird.
  • Geringe Motivation der Mitarbeitenden während der Phase der Stilllegung des Kraftwerks: Die Belegschaft muss im Rahmen des Kernkraftwerkrückbaus das, für dessen Aufbau und Erhalt sie ein Leben lang hart gearbeitet hat, wieder zurückbauen.
  • Ein langjährig gleichbleibender Personalstamm bei sich wandelnden Aufgaben führt dazu, dass die Kompetenzen der Belegschaft nicht mehr zum Sinn und den Herausforderungen des Unternehmens passen.

In Kooperation mit RWE adressiert das Projekt drei Kern-Herausforderungen mit den folgenden drei Projektkomponenten:

PK 1: Paradoxe Führung

PK1 fördert die Bewältigung der Herausforderungen durch Führungskräfteentwicklung, indem Führungskräfte Kompetenzen im souveränen Umgang mit widersprüchlichen Anforderungen erlernen. Diese Fähigkeit hat eine hohe Relevanz für den Rückbau der Kernkraftwerke, da Führungskräfte einen kognitiven Spagat zwischen den sicherheitsorientieren Prozessen und innovativen Ideen für den Rückbau erbringen müssen.

PK 2: Job Crafting

PK2 fokussiert sich auf die MitarbeiterInnen, indem Maßnahmen entwickelt werden, um diese aufzufangen und das Ankommen in der neuen Organisation zu erleichtern. Dafür wird die Situation der MitarbeiterInnen in den jeweiligen Kraftwerken sorgfältig betrachtet und passgenaue Teamworkshops entwickelt, damit das Potenzial der MitarbeiterInnen in der neuen Organisation schnell wirksam wird.

PK 3: People Analytics

PK3 befasst sich mit der Entwicklung einer datengetriebenen Software zur Personalentwicklung. Anhand von Kompetenzclustern aus Datenbanken wird identifiziert, welche Kompetenzen zu welcher Phase des Demontageprozessen notwendig sind. Mit Hilfe von Natural Language Processing werden dann die vorhandenen Fähigkeiten der MitarbeiterInnen mit den neu auftretenden Anforderungen abgeglichen. So können im Rahmen des Rückbauprozesses neu entstehende Stellen schnell identifiziert und MitarbeiterInnen diesen optimal zugeordnet werden.

RWE Nuclear Kraftwerk Grundremmingen.

Bildrechte: RWE Nuclear, Standort Gundremmingen.

Rotate 2018 Rotate 2018

Wie kann Performance, Gesundheit und Motivation von MitarbeiterInnen in der Fertigung im Kontext der Lean Produktion gesteigert werden? Dieser Frage wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Rotate 2018“ in zwei großen Längsschnittstudien nachgegangen.

Die erste Studie betrachtet die Thematik aus der Perspektive der Führung. Im Rahmen von Lean Produktion ist nicht nur die Arbeitsgestaltung, sondern auch die Führung eingeengt und standardisiert. Auf welche Weise kann in diesem Umfeld eine zugleich ermächtigende und unterstützende Führung für den Einzelnen und das Team funktionieren? Anhand von objektiven Systemdaten in Kombination mit psychometrischen Informationen von ProduktionsmitarbeiterInnen aus der Automobilindustrie wurden zunächst Hypothesen entwickelt und in der Folge auf individueller und auf Teamebene im Längsschnitt getestet. Zentrale Erkenntnisse war erstens, dass unterstützende Führung auch im Rahmen von Lean Management durchaus möglich ist und u.a. die Fehlzeiten reduziert. Darüber hinaus hatte ermächtigende Führung zweitens einen konsens- und streuungsbasierten Effekt, was sich in reduzierten Fehlern niederschlägt.

Drei Personen stehen an einem Auto

Die zweite Studie befasst sich mit der Frage, wie sich Job Rotation auf die Arbeit von MitarbeiterInnen in Lean Produktion auswirkt. Dazu wurden 36 ProduktionsmitarbeiterInnen über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht, wobei anhand von Fragebögen und Systemdaten Werte in Bezug auf Job-Rotation, Job-Enlargement und Job-Enrichment erhoben wurden. Darüber hinaus wurden psychometrische Daten zur intrinsischen Motivation, Überlastung und wahrgenommenen Arbeitsfähigkeit erhoben. Es zeigten sich klare Auswirkung der Arbeitsumgestaltung auf Überlastung, intrinsische Motivation und die wahrgenommene Arbeitsfähigkeit.

Ein Mann schraubt am Auto

Die Ergebnisse werden aktuell aufbereitet und erscheinen, so Gott und die GutachterInnen es wollen, hoffentlich 2022 in den entsprechenden Journals.

Kinetische Kommunikation im Change Management Kinetic Change

„Die technologischen Entwicklungen sind rasant und verändern die Art, wie wir uns informieren, wie wir kommunizieren, wie wir konsumieren – kurz: wie wir leben.“ Mit diesen Worten beschreibt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie auf seiner Webseite die Folgen innovativer Technologien, die herkömmliche Strukturen in Frage stellen und neue Möglichkeiten bieten. Für Unternehmen gilt es, diese Potentiale zu nutzen und in ihre eigenen Strukturen zu übernehmen.

Einen innovativen Ansatz zur Optimierung der internen Unternehmenskommunikation bietet das Forschungsprojekt „Kinetische Kommunikation im Change-Management”. Im Rahmen des Projektes wurde der Einsatz kinetischer Skulpturen zur Verbesserung der internen Kommunikation und Visualisierung von Veränderungsmaßnahmen in Unternehmen erforscht. Ziel des Projekts war es durch die Entwicklung ästhetischer und innovativer Installationen Widerstände in der Belegschaft, die auf unzureichende Information der Mitarbeiter über Hintergründe und Zielsetzungen der Veränderung zurückzuführen sind, abzubauen. Kinetische Skulpturen werden dabei zum Kommunikationsgegenstand, die die Beteiligten involvieren und motivieren und damit zur Steigerung des Erfolg der Veränderung selbst beitragen.

Der entwickelte Prototyp „Backbone“ visualisiert eine Zeitreihe von Profilmessungen der Unternehmenskultur in einem Unternehmen basierend auf dem Competing Values Framework nach Cameron & Quinn (2011). BetrachterInnen werden so angeregt, sich mit den organisationalen Veränderungen auseinanderzusetzen. Die einzelnen Scheiben repräsentieren die Entwicklung der Organisationskultur und versinnbildlichen den Wandel für die Belegschaft.

externer Inhalt (Youtube)

Unter Rückgriff auf einen Illusionstrick aus dem 18. Jahrhundert (Pepper´s Ghost Effect) können Erläuterungen über das Spiegelbild der physischen Profilscheiben digital gelegt werden.

People Analytics im Profifußball People Analytics im Profifußball

Optimierung motorischer Lernprozesse im Fußball durch computergestützte Ballwurfmaschinen

Das Projekt untersuchte mögliche Einsatzfelder und Anwendungsgebiete von People Analytics im Profifußball bei der TSG Hoffenheim. Dies wird exemplarisch anhand von Personalauswahl und -entwicklungsinstrumenten aus dem Kontext der Industrie 4.0. durchgeführt. Beispiele hierfür sind der Footbonaut, die Helix und datenbasiertes Scouting von Talenten.

People Analytics im Profifußball.

Durch die Kooperation mit mehreren Partnerinstitutionen, die sich ebenfalls – teilweise aus ganz unterschiedlichen Perspektiven –mit derlei Instrumenten auseinandersetzen, ergeben sich vielfältige Ansatzpunkte mit forschungsleitenden Fragestellungen, welche mit dem „ob“ und das „wie“ der Integration von von Informations- und Kommunikationstechnologie in die Personalauswahl und -entwicklung im Profifußball befassen. Beispielhaft lassen sich nennen:

  • Entwicklung, Identifikation und inferenzstatistische Absicherung von idealen Trainingsintervalle & -­‐intensität für Trainingsziele im sportlichen, pädagogischen und therapeutischen Kontext.
  • Forschung und Handreichung zur Implementierung einer adaptiven Steuerung der Trainings (adaptive Traingingssteuerung).
  • Forschung und Handreichung zur Implementierung zellulärer Automaten im Footbonaut für das Training der Vororientierung.

Fußballprofi

Footbonaut Footbonaut

Computergestützte Leistungsdiagnostik im Profifußball

Individualisiertes Training, Talentsichtung, Rekuperation und Nachwuchsförderung sind im Profifußball gekennzeichnet durch rasante Entwicklungsschübe. Einer der technikgetriebenen Katalysa­toren dieses Wandels ist der “Footbonaut”, ein Stück Innovationstechnologie, welche 2009 als Finalist des Innovationspreises der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde.

Der Footbonaut ist ein ca. 4000 Kubikmeter großes Analyse- und Trainingstool für ProfifußballerInnen, das optoelektronisch die Handlungsschnelligkeit und Passpräzision sowohl objektiv misst als auch zeiteffizient trainiert. SpielerInnen werden dabei auf einem 14 x 14 m großen Spielfeld platziert, das von vier Seitenwänden und acht ansteuerbaren Ballwurfrobotern umgeben ist. Die Bälle sind dabei in Bezug auf Geschwindigkeit, Verzögerungszeit, Drall und Zuspielhöhe programmierbar. Der zugespielte Ball muss dann kontrolliert angenommen und in eines von 72 plötzlich rot aufleuchtenden Felder geschossen werden, wobei jede Aktion über Lichtschranken erfasst wird und eine anschließende statistische Auswertung erfolgt.

Footbonaut Skizze

Der Footbonaut eröffnet dabei ein umfangreiches Feld an diagnostischen und ökonomisch-evaluativen Möglichkeiten, wie beispielsweise im Bereich der Potentialdiagnostik oder Risikoanalyse. Um das Potential voll auszuschöpfen, wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Optimierung motorischer Lernprozesse im Fußball durch computergestützte Ballwurfmaschinen“ auf Basis der Item-Response-Theorie ein Algorithmus für die Steuerung des Footbonauten entwickelt. Das Projekt bestand aus drei Komponenten.

In der ersten Projektkomponente wurde unter dem Blickwinkel der Trainingslehre und Sportpsy­chologie der Footbonaut als Diagnoseinstrument genutzt. Dabei wurde beispielsweise untersucht, wie etablierte Konzepte im Zusammenspiel mit dem Footbonaut umgesetzt werden können und ob sich psychometrische Daten gewinnen lassen. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Erhebung von Daten in Bezug auf die psychologisch-konditioneller, technischer sowie mentaler Fertigkeiten der Spieler.

In der zweiten Projektkomponente widmete sich das Vorhaben der Verbesserung der Trainingseffizienz durch Optimierung der statistischen Verfahren bei der Prozesssteuerung des Footbonauts. Die Effizienz der Trainingseinheiten wurde erhöht, indem sich die Trainingsprogramme dynamisch den Sportleistungen anpassen. Die Entwicklung adaptiver Erhebungsprozeduren fand dabei auf Basis von Item-Response Modellen statt. Um zu klären, wie die Wahrscheinlichkeit der erfolgreichen Bewältigung der Aufgaben durch die Fähigkeit des Testanden bedingt ist, wurde das Rasch-Modell hinzugezogen. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass Aspekte der Person und Aspekte der Testsituation durch ein gemeinsames Konstrukt modelliert werden und unabhängig kalibriert werden können. Zur Analyse der zeitlichen Leistungsentwicklung aufgrund von Trainingsanwendungen wurden dann statistische Methoden zur Veränderungsevaluation eingesetzt und die Kompetenzentwicklung über die Zeit anhand Methoden der Strukturmodellierung und latenter Wachstumskurvenmodelle untersucht.

Im Rahmen der dritten Komponente des Projektes wurde der Footbonaut auf vier Ebenen evaluiert.